Dienstag, 29. Januar 2013

Kreditkartenfirmen geraten unter Druck - Konsumenten gewinnen Macht

Nachdem es im Juli letzten Jahres im Rahmen eines Rechtsstreits in den USA relativ unbemerkt zu einer Milliardenzahlung an Händler kam, werden jetzt weitere Maßnahmen öffentlich.
"Der größte Kartellvergleich in der Geschichte der USA" belegt wohl, dass die Kreditkartenunternehmen Preisabsprachen getroffen haben, um die Gebühren hoch zu halten. 
Neben den immensen Zahlungen, bringt die gestärkte Position des Handels jetzt weitere Änderungen - zunächst in den USA - mit sich. 
Mussten seither die Transaktionskosten von 1,5 bis 4% ausschließlich vom Handel getragen werden, weil die Verträge mit den Kreditkartenfirmen das so vorsahen, so ist es seit 27.1.2013 in vielen US-Bundesstaaten dem Handel überlassen, ob er die Gebühren auf die Kartennutzer überträgt. An den Kassen kenntlich gemachte "Checkout fees" können jetzt den Einkauf per Kreditkarte teurer machen.
Verbraucherorganisationen und Webseiten laufen bereits Sturm und geben Tipps für den Umgang mit dieser neuen Lage. 
Man darf abwarten, was dieser Machtverlust für die Kreditkarten-Unternehmen bedeuten wird. Es darf erwartet werden, dass die Barzahlung auch in den USA wieder fröhliche Urständ feiert, womit ein ganz anderes Problem auf Banken und Handel zukommen wird.
Schon seit Jahren stöhnen im "Bargeld-Land" Deutschland die Geschäftsbanken und der Handel über die Kosten des Bargeldhandlings von rund 6 Milliarden Euro pro Jahr. 


Bild: Free Money Flowers von EpSos.de auf Flickr.com unter CC-Lizenz


In Deutschland werden rund 50% aller Umsätze und rund 80% aller Transaktionen noch immer in bar abgewickelt.(Quelle: Deutsche Bundesbank)
Die Belastung des "Publikums" mit direkten Transaktionskosten, welche die eigenen Kosten der Geschäftsbanken ausgleichen, lässt sich in Deutschland weder politisch noch im Kundenwettbewerb durchsetzen. 
Schließlich handelt es sich beim Bargeld nach wie vor um das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. Und dessen Bereitstellung ist eine hoheitliche und gemeinschaftliche Aufgabe, die man von Seiten der Bürgerinnen und Bürger erwartet: kostenlos, versteht sich!

Versteckte Subventionierung

Die Kreditkartennutzung war aus Sicht der Nutzer auf den ersten Blick auch kostenlos, schließlich mussten ja Handel und Gewerbe die Kosten tragen. Auf den zweiten Blick haben sich aber die entsprechenden Kosten in den Preisen niedergeschlagen. Bisher gab es in den Geschäften nur einen Preis für die Ware, egal wie man bezahlte. Im Grunde war das eine versteckte Subventionierung der Kreditkartenzahler durch die Barzahler. 
Diese Zeiten dürften jetzt vorbei sein, denn selbst wenn der Handel die Transaktionskosten der Kartenzahlung nicht gleich flächendeckend an die Kunden weitergibt, weil man ja keine Kunden verlieren will, so wird es dennoch viele Unternehmen - gerade die mit großen Kreditkartenumsätzen - geben, welche den Schritt des Aufschlages gehen werden. 
Damit wird die Subventionierung durch die Barzahler dann transparenter und während die einen Handelsunternehmen Ärger mit den Kreditkartenzahlern bekommen, werden die anderen Ärger mit den Barzahlern bekommen.
Wenn man sich die Gemengelage so durchdenkt, kann die Entwicklung aus volkswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht nur positiv gewertet werden.

Geld- und Geldsystemfragen geraten zunehmend in den Fokus

Immer mehr Menschen interessieren sich angesichts der krisenhaften Entwicklungen seit 2008 für das Thema Geld. Das ist gut so.
Denn viele Fragen warten noch auf Klärung. Eine, die sich aus dem Link zum Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank im Oktober 2012 ergibt, ist zum Beispiel die Frage nach der eigentlichen Nutzung des Bargelds. 
Man mag es ja kaum glauben, aber 85% des Bargelds, das die Deutsche Bundesbank "geschöpft" hat, wird gar nicht für Transaktionszwecke genutzt.
Aber das ist eine andere Geschichte, die wir natürlich auch im Denkatelier bearbeiten werden. 
  



Montag, 28. Januar 2013

Die Presse muss man wie Pilze behandeln

"Gib Ihnen Mist und halte sie im Dunkeln"

Wachstum, wie wir es brauchen

Um wirtschaftlich dahin zu kommen, wo wir heute stehen, sind wir für eine lange Zeit sehr schnell gelaufen.

Von nun an müssen wir so schnell laufen, wie wir überhaupt nur imstande sind, damit wir auf der Stelle bleiben. Wenn wir aber weiter kommen möchten, müssen wir mindestens doppelt so schnell laufen.

Für wen tun wir das noch mal?

Sonntag, 27. Januar 2013

Eine Ökonomie auf Ersparnissen aufbauen, statt auf Schulden

"Wir müssen einen wirklich großen Wechsel vollziehen: Von einer Ökonomie, die auf Schulden aufgebaut ist, hin zu einer, die auf Ersparnisse aufbaut."
Das war eine der Parolen, mit denen sich 2009 der Sohn eines Börsenmaklers anschickte an die Spitze der Macht eines EU-Landes gewählt zu werden.
"Es ist ökonomischer Unsinn und moralisch nicht vertretbar, wenn die Zinsen auf Ersparnisse sinken. Sparer dürfen nicht bestraft werden. Wir müssen sie belohnen", stammt auch von ihm.  
Ein anderer Politiker des gleichen Landes, ebenfalls einer, der nach der Macht strebte, sagte:
"Geld zu drucken, ist der letzte Ausweg einer verzweifelten Regierung, wenn alle anderen politischen Versuche gescheitert sind"


Bild unter "CC" bei Flickr "cboyle" im Rahmen der "Du-bist-Deutschland-Kampagne" bearbeitet von "AndyCarl"


Beide haben es dann 2010 geschafft. Der eine wurde Regierungschef und der andere der Verantwortliche für die Finanzen des Landes.
Was macht man aber, wenn derlei markige Wahlkampfversprechen nicht eingehalten werden können und die eigene Klientel unruhig wird?
Wenn die Zinsen historisch niedrig sind und die Gelddruckmaschine auf Hochtouren läuft?

Na ist doch klar: Die Schuld bei anderen suchen. Einem persönlich nahestehende, aber doch nicht so recht zu einem gehörende eignen sich da am besten. Denen setzt man dann die Pistole auf die Brust und wenn man es gut macht, berichtet die ganze Welt darüber. Wenn man im eigenen Land auch mittlerweile den Ruf genießt, eine "Demokorruptie" etabliert zu haben, bei der Politik für das "Big business" und den Finanzsektor gemacht werden,  so lässt sich dennoch Bürgernähe demonstrieren, in dem man ein Referendum ankündigt, bei dem man das Bündnis zu den "Schuldigen" zur Abstimmung stellt. Das kommt in einem Land, das traditionell lieber Eigenständigkeit demonstriert, zunächst immer gut an.   

Nach "Murphys Gesetz" („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“) kommen natürlich zu eigenen Fehlleistungen immer noch weitere "Unglücke" erschwerend hinzu. So ist unserem Regierungschef, den die angeschuldigten Verbündeten mittlerweile als "Hooligan" beschimpfen, widerfahren, dass ausgerechnet in seiner Regierungszeit ein Skandal aufgedeckt wird, der Zins-Manipulationen von seiner Hauptstadt ausgehend offenbart. Zugunsten von Banken und zu Lasten von Kreditnehmern. Wenn man das Eingangszitat dieses Beitrages betrachtet, ein unglückliches Zusammenkommen von politischer Willensbekundung und dem Schaffen von Fakten.

Doch das eigentlich Paradoxe liegt in der im Grunde ernsthaft vorgetragenen Forderung des Aufbaus einer Ökonomie, die auf Ersparnissen aufbaut anstatt auf Schulden. Diese Sichtweise lässt nur zwei Schlüsse zu:
Entweder hat der Betreffende noch nie davon gehört, dass Ersparnisse nicht ohne Schulden zu bekommen sind und umgekehrt oder er glaubt allen Ernstes, er könne "andere" - wer immer das auch sei - zu den Schuldnern machen, die dann den Sparern aus dem eigenen Land das Leben leicht machen.

Angesichts des öffentlichen Interesses, das man derlei Widersinnigem zuteil werden lässt, ist zu befürchten, dass erst Furchtbares geschehen muss, bis sich etwas zum Besseren verändert.


  

Quellen:
Guardian
Wikipedia 1
Wikipedia 2
Handelsblatt (Ausdruck Hooligan und EU-Reformvorstoß)
NT-V (Libor)
Conservatives (UK) 
"Democorruptcy"