Sonntag, 27. Januar 2013

Eine Ökonomie auf Ersparnissen aufbauen, statt auf Schulden

"Wir müssen einen wirklich großen Wechsel vollziehen: Von einer Ökonomie, die auf Schulden aufgebaut ist, hin zu einer, die auf Ersparnisse aufbaut."
Das war eine der Parolen, mit denen sich 2009 der Sohn eines Börsenmaklers anschickte an die Spitze der Macht eines EU-Landes gewählt zu werden.
"Es ist ökonomischer Unsinn und moralisch nicht vertretbar, wenn die Zinsen auf Ersparnisse sinken. Sparer dürfen nicht bestraft werden. Wir müssen sie belohnen", stammt auch von ihm.  
Ein anderer Politiker des gleichen Landes, ebenfalls einer, der nach der Macht strebte, sagte:
"Geld zu drucken, ist der letzte Ausweg einer verzweifelten Regierung, wenn alle anderen politischen Versuche gescheitert sind"


Bild unter "CC" bei Flickr "cboyle" im Rahmen der "Du-bist-Deutschland-Kampagne" bearbeitet von "AndyCarl"


Beide haben es dann 2010 geschafft. Der eine wurde Regierungschef und der andere der Verantwortliche für die Finanzen des Landes.
Was macht man aber, wenn derlei markige Wahlkampfversprechen nicht eingehalten werden können und die eigene Klientel unruhig wird?
Wenn die Zinsen historisch niedrig sind und die Gelddruckmaschine auf Hochtouren läuft?

Na ist doch klar: Die Schuld bei anderen suchen. Einem persönlich nahestehende, aber doch nicht so recht zu einem gehörende eignen sich da am besten. Denen setzt man dann die Pistole auf die Brust und wenn man es gut macht, berichtet die ganze Welt darüber. Wenn man im eigenen Land auch mittlerweile den Ruf genießt, eine "Demokorruptie" etabliert zu haben, bei der Politik für das "Big business" und den Finanzsektor gemacht werden,  so lässt sich dennoch Bürgernähe demonstrieren, in dem man ein Referendum ankündigt, bei dem man das Bündnis zu den "Schuldigen" zur Abstimmung stellt. Das kommt in einem Land, das traditionell lieber Eigenständigkeit demonstriert, zunächst immer gut an.   

Nach "Murphys Gesetz" („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“) kommen natürlich zu eigenen Fehlleistungen immer noch weitere "Unglücke" erschwerend hinzu. So ist unserem Regierungschef, den die angeschuldigten Verbündeten mittlerweile als "Hooligan" beschimpfen, widerfahren, dass ausgerechnet in seiner Regierungszeit ein Skandal aufgedeckt wird, der Zins-Manipulationen von seiner Hauptstadt ausgehend offenbart. Zugunsten von Banken und zu Lasten von Kreditnehmern. Wenn man das Eingangszitat dieses Beitrages betrachtet, ein unglückliches Zusammenkommen von politischer Willensbekundung und dem Schaffen von Fakten.

Doch das eigentlich Paradoxe liegt in der im Grunde ernsthaft vorgetragenen Forderung des Aufbaus einer Ökonomie, die auf Ersparnissen aufbaut anstatt auf Schulden. Diese Sichtweise lässt nur zwei Schlüsse zu:
Entweder hat der Betreffende noch nie davon gehört, dass Ersparnisse nicht ohne Schulden zu bekommen sind und umgekehrt oder er glaubt allen Ernstes, er könne "andere" - wer immer das auch sei - zu den Schuldnern machen, die dann den Sparern aus dem eigenen Land das Leben leicht machen.

Angesichts des öffentlichen Interesses, das man derlei Widersinnigem zuteil werden lässt, ist zu befürchten, dass erst Furchtbares geschehen muss, bis sich etwas zum Besseren verändert.


  

Quellen:
Guardian
Wikipedia 1
Wikipedia 2
Handelsblatt (Ausdruck Hooligan und EU-Reformvorstoß)
NT-V (Libor)
Conservatives (UK) 
"Democorruptcy" 
  

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